BCS-Theorie

BCS-Theorie
BCS-The|o|rie [nach den amer. Physikern J. Bardeen (1908–1991), L. N. Cooper (*1930) u. J. R. Schrieffer (*1931)]: Supraleitung.

* * *

BCS-Theorie
 
[biːsiː'es-, englisch], von J. Bardeen, L. N. Cooper und J. R. Schrieffer 1957 auf quantenfeldtheoretischer Grundlage entwickelte mikrophysikalische mikroskopische Theorie der Supraleitung, die alle physikalischen Effekte und Erscheinungen in Supraleitern 1. Art quantitativ befriedigend beschreibt. Nach der BCS-T. ist ein Ordnungsvorgang im System der Leitungselektronen, durch den der Energieaustausch zwischen Elektronen und Ionengitter unterdrückt wird, die Ursache für den Eintritt der Supraleitung. Verantwortlich für diesen Phasenübergang ist eine anziehende Wechselwirkung zwischen je zwei Leitungselektronen mit gleich großem aber entgegengesetzt gerichtetem Impuls und Spin, die größer als die abstoßende Coulomb-Kraft zwischen ihnen wird, wenn die kritische Übergangstemperatur Tc, bei Einwirken von Magnetfeldern und/oder Strömen auch die kritische magnetische Feldstärke Hc und die kritische Stromstärke Ic unterschritten werden. Diese anziehende Kraft, die je zwei Leitungselektronen zu Cooper-Paaren bindet, wird indirekt durch eine Elektron-Phonon-Elektron-Wechselwirkung über das Gitter vermittelt: Die negative Ladung eines Elektrons zieht die positiven Gitterionen in seiner Umgebung aus ihrer Ruhelage heraus an sich heran, wodurch eine Polarisation des Gitters (Anhäufung von positiver Ladung in der Umgebung des Elektrons) bewirkt wird, die auf das zweite Elektron wirkt. Die quantenfeldtheoretisch als Austausch virtueller Phononen zwischen den Elektronen gedeutete Mitwirkung des Gitters bei der Paarbildung demonstriert der Isotopeneffekt, d. h. die Abhängigkeit der kritischen Temperatur von der Isotopenmasse der Gitterbausteine. Da die Gesamtenergie der beiden Elektronen eines Cooper-Paares um einige 10-4 eV kleiner als die Summe der Grundzustandsenergien der Einzelelektronen im normal leitenden Zustand ist, existiert im supraleitenden Zustand im Anregungsspektrum der Leitungselektronen eine temperaturabhängige Energielücke, die verantwortlich ist für die besonderen elektrischen, magnetischen, optischen und thermodynamischen Eigenschaften eines Supraleiters. Da die Cooper-Paare sich wie Bosonen verhalten, können sie alle denselben quantenmechanischen Zustand besetzen und in ihrer Gesamtheit quantenmechanisch durch eine Wellenfunktion mit wohl definierter Phase beschrieben werden. Diese besondere Art einer Bose-Einstein-Kondensation und die damit verbundene Kohärenz der Cooper-Paare ist dafür verantwortlich, dass sie sich reibungsfrei durch das Metallgitter bewegen und keinen elektrischen Widerstand liefern. Ihre Kohärenz führt auch zu den Josephson-Effekten.
 
Die Vorstellungen der BCS-T. sind durch den experimentellen Nachweis der Energielücke und der Flussquantisierung sowie durch die Entdeckung der Josephson-Effekte eindrucksvoll bestätigt worden.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • BCS-Theorie — Die BCS Theorie ist eine Vielteilchentheorie zur Erklärung der Supraleitung in Metallen. Die BCS Theorie wurde 1957 von John Bardeen, Leon N. Cooper und John R. Schrieffer entwickelt. Der Name leitet sich aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen… …   Deutsch Wikipedia

  • Bcs — Die Abkürzung BCS steht für: Banking Communication Standard, ein Standardverfahren für elektronische Unterschriften beim Onlinebanking Bildungs Center Südthüringen, eine überbetriebliche Ausbildungsstätte für behinderte und benachteiligte… …   Deutsch Wikipedia

  • BCS — Die Abkürzung BCS steht für: Baja California Sur, den Bundesstaat in der Südhälfte der mexikanischen Halbinsel Niederkalifornien Banking Communication Standard, ein Standardverfahren für elektronische Unterschriften beim Onlinebanking Bachelor of …   Deutsch Wikipedia

  • Theorie BCS — Théorie BCS Pour les articles homonymes, voir BCS. La théorie BCS est une théorie complète de la supraconductivité qui fut proposée en 1957 par John Bardeen, Leon Neil Cooper, et John Robert Schrieffer. Elle explique la supraconductivité par la… …   Wikipédia en Français

  • Theorie de Ginzburg-Landau — Théorie de Ginzburg Landau En physique, la théorie de Ginzburg Landau est une théorie phénomènologique des supraconducteurs, proposée en 1950 par les physiciens soviétiques V. L. Ginzburg et L. D. Landau. Elle se base sur des travaux plus anciens …   Wikipédia en Français

  • Théorie de ginzburg-landau — En physique, la théorie de Ginzburg Landau est une théorie phénomènologique des supraconducteurs, proposée en 1950 par les physiciens soviétiques V. L. Ginzburg et L. D. Landau. Elle se base sur des travaux plus anciens de L. D. Landau (1938) sur …   Wikipédia en Français

  • Bcs — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. {{{image}}}   Sigles d une seule lettre   Sigles de deux lettres > Sigles de trois lettres …   Wikipédia en Français

  • Théorie BCS — Pour les articles homonymes, voir BCS. La théorie BCS est une théorie complète de la supraconductivité qui fut proposée en 1957 par John Bardeen, Leon Neil Cooper, et John Robert Schrieffer. Elle explique la supraconductivité par la formation de… …   Wikipédia en Français

  • Théorie de Ginzburg-Landau — En physique, la théorie de Ginzburg Landau est une théorie phénomènologique des supraconducteurs, proposée en 1950 par les physiciens soviétiques V. L. Ginzburg et L. D. Landau. Elle se base sur des travaux plus anciens de L. D. Landau (1938) sur …   Wikipédia en Français

  • BCS — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom.   Sigles d’une seule lettre   Sigles de deux lettres > Sigles de trois lettres   Sigles de quatre lettres …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”